Emanuelkapelle
Hannes Schwarz, Hermann Eisenköck, 1998
Aus dem pompösen Kirchenschiff, - mit dem Bildangebot von Obrigkeits-Fresken, als gäbe es heute schon wieder einen Überwachungsstaat - in die angeschlossene Emanuelkapelle eintretend, sehen sich die Besucherinnen in den Bildern von Hannes Schwarz mit der metaphysischen Not des Einzelnen, die das letzte Jahrhundert der Gewalt hinterlassen hat, konfrontiert.
In sakraler Einfachheit gehalten, steht die gesamte Architektur der ehemaligen Kerzenkammer unter dem Anspruch der Moderne, sowie im Dienst der Botschaft der Bilder. Hannes Schwarz gehört zu jener Künstler-Generation, die aufgrund des Göttersturzes in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in eine metaphysische Not geschlittert sind.
Von Menschen, ja, es sind Menschen, getrieben und ohne Kopf, mitunter Insekten gleich, die hinter Gittern stecken, gefangen und geworfen, bis zu ihrem buchstäblichen Bildverlust, der nur mehr ein Tuch zeigt, das auf einer Stele aufgebreitet ist, handeln die Bilder von Hannes Schwarz. Von der Abwesenheit Gottes.
Das Altarbild von Schwarz war einst ein Torso im künstlerischen Abarbeitungskosmos des Götterwahns der Nazis. Es zeigt nur die Hülle, keinen Körper mehr. Wer schlüpft in dieses Gewand? Wer gibt ihm den Kopf, wer die Hände? Ein anderes Bild – eine Art imaginärer Seitenaltar in diesem kleinen Raum – zeigt eine Stele, auf der ein Tuch liegt: Eine der unzähligen Opferstelen von Hannes Schwarz.
Der Vater von Hannes Schwarz wohnte in Anger und arbeitete in der Stadt Weiz. 1939 wurde er, Hannes Schwarz, 13 jährig, in die Eliteschule der Nazis nach Sonthofen berufen, um einmal ein „Herrenmensch“ zu werden. All das brach zusammen. Es kostete sein Leben, dies alles künstlerisch abzuarbeiten. „Betrogen“ nannte er folglich seine Generation. Nicht nur von den Nazis!
(Johannes Rauchenberger)